Ueber das Ende der Vegetarierkolonie in Ascona wissen oberitalienische Blätter allerlei Interessantes zu erzählen. In der von Oedenkoven-Hofmann geleiteten Kolonie gab es Zwistigkeiten wegen der Verwendung von Salz bei den Speisen und es bildete sich unter der Führung eines Oesterreichers eine „Sekte“ der Antisalzianer, die dem Sanatorium in Liberta Konkurrenz machte. Eine andere Absplitterung ergab sich wegen der Verwendung oder Nichtverwendung von Milch. Es spielte aber auch viel materielle Konkurrenz herein, demn der Aufenthalt in der Vegetarianerkolonie kostete nicht wenig, 10 Lire Tagespension und darüber. Der Antisalzkonkurrent gab die vegetarianischen Genüsse etwas billiger. Bei ihm waren auch einige Wochen der Exerzherzog Wölfling und seine erste Liebe, die Adamovitsch, zu Gast. Wahrend der Salzianer Oedenkoven nun abzieht, „vegetiert“, so sagen die Blätter, noch weiter. Lange wird aber auch er es nicht mehr treiben.
Reichspost (Wien), 16. Jahrg., 31. August 1909, Nr. 240, S. 4. Online